Freitag, 18. April 2008

Frohes Freiheitsfest

Oder, wie es eine Jerusalemer Freundin von mir aus dem charedischen Stadtteil Har-Nof kürzlich formuliert hat:

In jedem Geschlecht und Zeitalter ist jeder verpflichtet, sich vorzustellen, als ob es den Auszug aus Ägypten gegeben hätte.

Der Einzug aus Ägypten: Eine Nordreichtradition, Teil des dortigen Mosekultes (nicht zu verwechseln mit dem jahwistischen Staatskult des Südreiches).

Ansonsten auch a git Schabbes
Euer Yoav

Dienstag, 1. April 2008

Interreligiöser Dialog?

In der letzten Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen fragt Micha Brumlik, ob "der jüdisch-katholische Dialog noch möglich" sei. Doch abgesehen von der ganzen Diskussion über die Ostermesse: Ist ein jüdisch-katholischer Dialog überhaupt nötig?

Wo ist die Bescheidenheit, die sich hierbei gebührt? Wer wäre schon so kühn, um sich nicht im eigenen Zuhause, sondern im Umgang mit den Mitmenschen eine religiöse Identität anzuziehen, obwohl man von dem, auf den man sich dabei berufen will, nichts weiß, weil keiner davon etwas wissen kann?

Wer darf ihn nennen?
Und wer bekennen:
"Ich glaub ihn!"?
Wer empfinden
Und sich unterwinden
Zu sagen: "Ich glaub ihn nicht!"?

Faust zu Margarete, Faust I 3432-3437

Wenn es um ihn (oder sie, oder es...) geht, hört das Theater besser auf. Denn die Rolle, die man spielt, ob als Jude, Christ oder was anderes, ergibt einfach keinen Sinn mehr. Vor ihm sind wir alle ja nur noch Menschen, ob dumme oder kluge, jedenfalls solche, die sich ihrer erkenntnistheoretischen Grenzen bewusst sein sollen.

Doch noch schwerer als ihn zu vertreten
der meistens schweigt
und wohl nicht weiß
sich dagegen gut zu wehren:

Wer wäre schon so kühn, so frech oder aber so naiv, um sich als Vertreter einer ganzen Glaubensgemeinschaft auszugeben? Es kann ja selbst der Papst höchstens für den Vatikan sprechen und zwar in seiner Funktion als Staatsoberhaupt, auf keinen Fall kann er aber davon Zeugnis ablegen, was Abermillionen Katholiken, denen er noch nie begegnet ist, denken und wollen. Geschweige denn auf jüdischer Seite, wo es nicht einmal solch eine Institution gibt wie die Weltkirche. Also kann bei allem guten Willen kein interreligiöser, sondern bestenfalls nur zwischenmenschlicher Dialog stattfinden.

Und ist es nicht tatsächlich an der Zeit, dass wir einander einfach so begegnen, wie wir sind und nur sein können, nämlich als Menschen?

Hast du Ideen, oder haben Ideen dich?

Früchte des Zorns, Brennen

Liebe Menschen auf beiden, allen "Seiten": Lasst uns bitte mit diesem Theater aufhören. Es bringt uns einfach nicht weiter.