Freitag, 21. März 2008

Die Purim-"Schande"

Selbstbestimmung? Souveränität?

Vielleicht nur Selbsthilfe? Selbstverteidigung?

Wozu, wenn sich ein Jude (mal abgesehen vom zuhälterischen Handel mit einem wehrlosen Mädchen als Mittel zum Zweck) Zugang zum Hofe verschaffen kann? Zwar endet die Geschichte vom Hofjuden Mordechei sehr positiv, aber was für ein Beispiel soll das überhaupt sein?

Der biblische "Jude Mordechai" und die Verarbeitungen des "Jud Süß" sind schließlich die beiden Seiten derselben Medaille, sprich: desselben literatischen Motivs.

Es ist durchaus klar, warum solch eine Geschichte in den religiösen Jahreszyklus eines zur Passivität gezwungenen Judentums aufgenommen wurde. Nun ist es aber gleichgültig, wie das Motiv konstruiert, die Geschichte erzählt wird: Hier gibt es kein guter Grund zum Feiern mehr. Es sei denn, man sehnt sich wieder nach derartigen Existenzverhältnissen. Ich aber ziehe den Rechtsstaat vor.

Im Buch Esther kommt übrigens erstmals die Bezeichnung "Jude" bzw. "jüdisch" in ihrem heute noch üblichen Sinne vor (Mordechai soll ja eigentlich ein Benjaminiter gewesen sein, vgl. ebd. 2:5). Es ist eben der für das Exil kennzeichnende, bald erzwungene, bald selbstgewollte Mangel an Bodenständigkeit, der den "Juden" ermöglicht und aufrechterhält.

Ob das nun Konsequenzen für den den Titel dieses Blogs haben sollte?

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