Montag, 10. März 2008

Who's the Boss?

...lautet nicht nur der Titel einer US-amerikanischen Sitcom-Serie, mit der meine Generation aufgewachsen ist, sondern offensichtlich auch die Überschrift der heutigen Situation in der deutschen Politik. Denn anscheinend ist einem mir bislang unbekannten Antrag des Verteidigungsministeriums auf Bewilligung der Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes beim eigentlichen Machthaber, dem Zentralrat der Juden, nicht stattgegeben worden. So scheint jedenfalls aus einem gestrigen Spiegel-Online-Artikel hervorzugehen: "Mit deutlichen Worten hat der Zentralrat der Juden den Vorschlag zur Einführung eines Tapferkeitsordens für die Bundeswehr zurückgewiesen."

Tja. Zurückgewiesen. Muss wohl eine endgültige Entscheidung sein. Oder kann man noch bei Frau Knobloch Revision einlegen? Da fragt man sich, ob das Verteidigungsministerium nicht bessere Chancen hätte, seine Politik durchzuführen, wenn es mal ganz tapfer und mutig die Gründung des Stephan-Kramer-Ordens vorschlüge. Der steht nämlich in keinen, ja gar keinen "unseligen Traditionen", wie es mit dem Eisernen Kreuz der Fall sein sollte.

Tatsächlich finde ich Kramers pauschalisierte Vorstellung von militärischen Traditionen in Deutschland bzw. dem deutschen Mitteleuropa ahistorisch und verwirrt. Denn diese Traditionen lassen sich erst im gesamteuropäischen, zeitlich richtigen Zusammenhang nachvollziehen: Waren etwa Napoleons Eroberungen im damaligen Zusammenhang weniger "unselig" als die Befreiungskriege, im Rahmen deren das Eiserne Kreuz 1813 eingeführt wurde? War der französische Militarismus vor sowie während des Deutsch-Französischen Krieges und des Ersten Weltkrieges irgendwie weniger "unselig" als der deutsche? Natürlich nicht.

Dass nun mitten in Paris, etwa im pompösen Triumphbogen oder im stark militaristisch geprägten Hôtel des Invalides dieselben Traditionen (nur vom umgekehrten Gesichtspunkt aus) gefeiert werden, und zwar ohne dass sie entkontextualisiert mit den späteren Erscheinungen des Nationalsozialismus bzw. des Vichy-Faschismus in Verbindung gebracht werden - das würde Kramer wohl gerne ebenfalls verbieten. Glücklicherweise ist die französische Öffentlichkeit aber nicht der Meinung, dass es ihn überhaupt was angeht. Ob solch eine Haltung in absehbarer Zeit auch hierzulande möglich wäre?

Für den Hinweis auf den Spiegel-Online-Artikel bedanke ich mich bei Dr. Michael Blume (der sich in seinem Blog aber noch nicht auf den Artikel bezogen hat; vielleicht kommt das noch).

1 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

Hallo,

erst mal meinen glückwunsch zum Blog hier, es ist schön, dass es doch wieder ein paar Juden nach der schlimmen Zeit in Deutschland gibt, ich war daher überrascht diesen Blog zu finen, ich komme es kommen noch mehr und wir bekommen die jüdische Kutur zurück, die wir noch vor dem Kriege hatten.
Übrigens Deutsche und Juden haben auch Gemeinsamkeiten, etwa die Sprache Jiddisch oder sogar gemeinsame Wurzeln der Kultur und auch Abstammung.
Es ist daher schön auch mal verbundendes zu finden und nicht trennendes.
Nun aber zurück zum Thema.:

Ich betonen jetzt mal, dass ich Deutscher und CHRIST bin und ja, ich hätte ein Problem mit dem eisernen Kreuz, weil es mir auf die Nerven geht, dass man immer mit Nadelstichen an was anknüpfen will, was zumindest Absatzweise mit einer Zeit in Verbindung gebracht werden kann, die wir nie wieder wollen.
Ich selber bin schwul und mein Freund ist Jude, ich hoffe das könnt ihr hier akzeptieren und ich bin wie gesagt dagegen, dass solche Traditionen wieder aufleben.
Ich muss auch sagen und bin dankbar, dass es Deutschland überhaupt noch gibt, dies ist nämlich wegen des Krieges und der NAchkriegsjahre garnicht selbstverändlich, ich möchte mich daher dafür nochmals bei allen bedanken und bedauere auch selber, obwohl ich damals nicht gelebt habe, wie viele Juden, ums Leben kamen, ich schäme mich daher Deutscher zu sein.
MFG
Wenn mal jemand mit mir labern will über Kulturen etc, habe ich übrigens immer nen offenes Ohr ICQ 339842627