Dienstag, 18. Dezember 2007

Es schleicht sich durch





- Aus dem Spielplan des Stadttheaters Heidelberg für Januar 2008.

Einerseits fragt man sich, wie sich das, was man hier mit "Mischlingen" meint, kurz und bündig umformulieren lässt, damit es noch in den begrenzten Platz im Spielplan passt. Andererseits scheint die bloße Vorstellung problematisch genug zu sein, um schon als solche vermieden werden zu sollen.

Vorschläge?

Nachtrag [11.02.2008]: Weiteres dazu hier und hier.

4 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

"Mischlinge" ist nicht gleich abzukanzeln und im Rassenkontext zu sehen.

Farben kann man auch mischen, und ein "Mensch gemischter Hautfarbe" - das ist ganz einfach ein Mischling.

Wenn die Nazis das anders hergeleitet haben, dann ist das deren Problem. da ich am Theater Heidelberg aber keine Nazis vermute, vermute ich auch keine Verwendung des Begriffes "Mischling" im rassistischen Sinne.

Den Sprachgebrauch der Nazis zu ersetzen bringt gar nichts. Wer das Gedankengut vertritt, der verbindet es auch ganz locker mit neuen Begriffen (soll heißen: wer Schwarze als Menschen zweiter Klasse betrachtet, für den macht es keinen Unterschied, ob er nun "Neger" oder "Afroamerikaner" zu ihnen sagt).

Yoav Sapir Berlin Jewish Tours hat gesagt…

"Mischling" bezieht sich im deutschen Sprachgebrauch nicht auf Farben, sondern auf die Hybride aus zwei verschiedenen Tierarten (Hunde, Pferde etc.)

Im Gegensatz zu den anderen, höchstens herabsetzenden Begriffen, die du erwähnt hast, ist der Begriff "Mischling" unter entkontextualisierte Bezugnahme auf Menschen ein gefährlicher Begriff, weil er gefährliche Denkmuster voraussetzt, nämlich die des Rassismus.

In Wirklichkeit ist jeder und jede ein "Mischling", entstehen wir doch alle (abgesehen von Trisomien) aus 23 Chromosomenpaaren, die wir von unseren biologischen Eltern bekommen. Vor diesem Hintergrund mag (soll?) die Anzeige des Theaters zunächst eher unverständlich erscheinen: Wodurch sollten sich denn diese "Mischlinge" auszeichnen?

Dieses Rätsel bleibt ungelöst, bis man sich auf die Suggestion einlässt, dass bei den Menschen, die hier gemeint sind, die 23 "weißen" Chromosomen des einen Elternteils im Vergleich mit den 23 "schwarzen" Chromosomen des anderen Elternteils so andersartig wären, dass das daraus entstehende Produkt eine Hybride wäre und als "Mischling" bezeichnet werden könnte.

Dass diese Denkmuster latent fortbestehen und sich noch durchschleichen können, bis sie gerade in einem sonst so aufgeklärten Milieu wie dem des eher einflussreichen Heidelberger Stadttheaters jäh auftauchen dürfen, macht sie schließlich umso gefährlicher.

Anonym hat gesagt…

sehr gut gemacht. genau richtig.

Yoav Sapir Berlin Jewish Tours hat gesagt…

Danke!