Sonntag, 28. Oktober 2007

Kurze Anmerkung zum letzten Wochenabschnitt

In der Parscha der vorhin ausgegangenen Woche wird davon erzählt, wie Abraham Gottes Befehl befolgte und seinen Sohn Isaak ans Altar band, um ihn gleich als Opfer zu schlachten. Die positiven, Abrahams Verhalten verherrlichenden Lesarten sind sehr bekannt und brauchen hier daher nicht wiederholt zu werden. Mich dünkt jedoch, dass Abraham bei diesem Versuch weitestgehend scheiterte. Gott erwartete von ihm die gewissenhafte Souveränität eines wahrhaft freien Menschen; er wollte, dass Abraham sich als gläubig genug erweisen würde, um notfalls auch Nein sagen zu können, und zwar ohne dabei Angst zu haben, dass dies den Glauben erschüttern könnte. Denn selbst der kleinste Soldat muss sich stets gut überlegen, ob der Befehl des größten, obersten und wichtigsten Kommandeurs überhaupt durchgeführt werden darf: Das ist die moralische Grundlage jeder hierarchisch strukturierten Beziehung. Abrahams Glaube war aber noch längst nicht ausgereift, um sich Gott gegenüber angemessen verhalten zu können. Daher musste sich Gott (durch den himmlischen Boten) einmischen und Abraham selbst daran hindern, den eigenen Sohn zu schlachten. Bis zum allerletzten Augenblick wartete Gott und hoffte darauf, dass sich Abrahams Glaubensrückgrat bekundet. Wie sehr muss er alsdann enttäuscht gewesen sein.

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